Die ersten zwei Classes bilingues de la ville de Berne
Das erste Schuljahr der beiden «Classes bilingues» geht erfolgreich zu Ende. Je zwölf Kinder im ersten und zweiten Kindergartenjahr wurden im Marzili-Pavillon parallel in deutscher und französischer Sprache unterrichtet. Die Ecole Française Internationale de Berne stiess mit ihrem Angebot genauso auf Anklang. Der Start ist gelungen. Beide Schulen haben Angebote auch fürs nächste Schuljahr ausgeschrieben.
«Ich freue mich sehr, dass die Kinder der ’Classe bilingue’ nicht nur die Chance haben, in jungen Jahren eine erste Fremdsprache zu lernen, sondern auch die dazugehörige Kultur kennenzulernen», sagt Gemeinderätin Franziska Teuscher, Bildungsdirektorin und Vorstandsmitglied von BERNbilingue. Die Kinder sprechen untereinander mal Deutsch, mal Französisch – wie es gerade passt oder welche Wörter und Wendungen ihnen zuerst durch den Kopf gehen. Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler spricht zuhause vorwiegend Deutsch, ein Drittel vorwiegend Französisch und bei einem Drittel der Familien werden beide Sprachen gesprochen. Der Unterricht in der «Classe bilingue de la ville de Berne» basiert auf einer gleichwertigen Kombination des Lehrplans 21 und des Plan d’études romand. Als Vorbild diente die «Filière Bilingue», ein erfolgreiches Zweisprachenprojekt, das seit 2010 in Biel läuft. Didaktisch werden in Bern Deutsch und Französisch im Unterricht als gleichwertige Erstsprachen behandelt. Weder Deutsch noch Französisch ist die wichtigere oder häufiger gesprochene Sprache. Dies ist ein neuartiger Unterrichtsansatz in der Schweiz.
Erfolg beim freiwilligen zweisprachigen Unterricht
Ist im Kanton Bern der zweisprachige Unterricht im Vormarsch? Zur Beantwortung dieser Frage haben BERNbilingue und das Forum für die Zweisprachigkeit Prof. Daniel Elmiger von der Universität Genf einen Forschungsauftrag erteilt. Dabei handelt es sich um die schweizweit erste Erhebung über den zweisprachigen Unterricht auf allen Schulstufen. Untersuchungsgegenstand waren die 79 zweisprachigen Studiengänge des Kantons Bern, von denen sich 80% für die Studie berücksichtigt werden konnten. Das Ergebnis: Im Kanton Bern besteht eine Sprachenvielfalt auf allen Schulstufen, wobei die Landessprachen gut wegkommen: 57% Deutsch-Französisch, 33% Deutsch-Englisch, 7% Deutsch-Italienisch, 1% Französisch-Englisch, 1% Französisch-Englisch-Deutsch. Weiter verbucht der zweisprachige Unterricht Entwicklungen und Erfolge, und zwar am meisten auf der Vorschulstufe, sodann auf Sekundarstufe II (Gymnasium, Berufsschule, nicht-gymnasiale Lehrgänge). Die obligatorischen Schulstufen hingegen weisen nur eine dürftige Entwicklung auf, auch wenn die seit 2010 in Biel und seit 2018 in Bern entwickelten Schulmodelle wegweisend sind. Für die Tertiärstufe zeigt die Studie auf, dass die Bandbreite der Angebote in den letzten zehn Jahren sichtlich erweitert wurde. Bereits ein Viertel aller Gymnasiasten besucht zweisprachigen Schulunterricht (D-E, D-F, D-I). An der Universität Bern findet dagegen kein einziger Masterlehrgang Deutsch /Französisch statt.
Alexandre Schmidt,
Präsident BERNbilingue